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Konvergierende Kämpfe

Blickt man auf die Geschichte der Arbeitskämpfe seit dem Aufkommen des Kapitalismus zurück, fällt ein Muster auf: Kämpfe gegen die Entwertung und für die Dekommodifizierung der Arbeit haben tendenziell “Korrekturen” und “Innovationen” des Kapitals ausgelöst, einschliesslich technologischer Natur.
 
In diesem Beitrag wenden wir die operaistische Methode der Klassenzusammensetzungsanalyse auf die Frage nach den Organisationsformen einer Umweltbewegung der Arbeiter*innen an. Operaismo – auch unter dem Englischen Begriff workerism bekannt – ist voller Zweideutigkeiten, interner Vielfalt und blinder Flecken (wie sein eigener feministischer Strang schon früh richtig und polemisch feststellte).

Für uns, die wir damit aufgewachsen sind, ist dieser Ansatz nur ein Ausgangspunkt, um andere Traditionen zu erreichen, die von anderen Menschen und Orten stammen als den italienischen Fabriken, Gemeinden und Universitäten, in denen er in den 1960er Jahren seinen Ursprung hatte. In diesem Sinne halten wir fest, dass einer der Operaista-Beiträge, die auch heute noch wertvoll sind, das Prinzip ist, dass die Organisationsformen ständig aktualisiert werden sollten, um mit den Veränderungen der Zusammensetzung der Arbeiter*innenklasse an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten Schritt zu halten. Folglich ist der Operaismus nicht von Natur aus gewerkschafts- oder parteifeindlich, wie es die heute so beliebten oberflächlichen Klischees glauben machen wollen, sondern er hat vielmehr einen flexiblen Ansatz, bei dem in der Geschichte der von ihm inspirierten politischen Interventionen viele verschiedene Formeln ausprobiert wurden.

Die Methode besteht darin, die Arbeiter*innen-Untersuchungen über die Klassenzusammensetzung in einem bestimmten Kontext durchzuführen, politische und organisatorische Vorschläge zu formulieren und ihre Wirksamkeit durch Versuch und Irrtum zu testen. Es handelt sich also um einen Prozess des ständigen Austauschs zwischen der Produktion von Wissen und der politischen Intervention.

Die Zusammensetzung der Arbeiter*innenklasse

Im Operaismus machen die Art und Weise, wie Arbeiter*innen am Arbeitsplatz durch verschiedene Wirtschaftssektoren, Arbeitsprozesse, Lohnhierarchien, Warenketten usw. eingesetzt, segmentiert und stratifiziert werden, die technische Zusammensetzung der Arbeiter*innenklasse, ihre “objektive” Seite aus. Die politische Zusammensetzung der Arbeiter*innenklasse hingegen zeigt an, inwieweit die Arbeiter*innen als Klasse ihre Spaltung überwinden oder nicht, um ihre gemeinsamen Interessen gegenüber dem Kapital durchzusetzen. Dies ist die “subjektive” Seite, die sich aus den Formen des Bewusstseins, des Kampfes und der Organisation der Arbeiter*innen zusammensetzt.

In Anlehnung an feministische Theoretikerinnen wie Mariarosa Dalla Costa, Silvia Federici und Selma James haben Seth Wheeler und Jessica Thorne vorgeschlagen, diesen Rahmen zu aktualisieren, indem sie die soziale Zusammensetzung der Arbeiter*innenklasse einbeziehen, d. h. die Art und Weise, wie Arbeiter*innen in der Gemeinschaft reproduziert werden, beispielsweise durch Familien-, Wohn-, Wohlfahrts- und Gesundheitsregelungen. Die objektive Seite der Klassenzusammensetzung wird dann in eine technische Zusammensetzung (bezogen auf den Arbeitsplatz) und eine soziale Zusammensetzung (bezogen auf die Gemeinschaft) aufgeteilt. Aus dieser Perspektive ist es möglich zu analysieren, wie die Arbeiter*innenklasse auch in Bezug auf die Umweltzerstörung segmentiert ist.

Gegen die “Monetarisierung der Gesundheit”

Spannungen zwischen Arbeitsplätzen und Gemeinden wegen umweltschädlicher Produktion sind keine historische Konstante. Während des “Langen Jahres 1968” in Italien beispielsweise haben innovative Kämpfe wie die in den Lackierereien von FIAT oder den Chemiewerken von Montedison die Frage einer gesunden Umwelt – zunächst in der Fabrik und dann in der Umgebung – von einer technischen Frage zu einem politischen Anliegen in den Kämpfen der Gewerkschaften und sozialen Bewegungen gemacht.

Diese Arbeitsplätze wurden so zu einer Art Ökosystem, da die Arbeiter*innenklasse sie zu ihrem “natürlichen” Lebensraum machte und sie schliesslich besser als alle anderen kannte. Es ist kein Zufall, dass die Kämpfe gegen die Umweltverschmutzung in der Industrie – angeführt von Schlüsselfiguren wie Ivar Oddone in Turin und Augusto Finzi in Porto Marghera – für die scharfe Kritik an der so genannten “Monetarisierung der Gesundheit” wegweisend waren. Sie stellten die Vorstellung in Frage, dass Lohnerhöhungen und Sozialleistungen die Aussetzung gegenüber toxischen – manchmal tödlichen – Stoffen und anderen Formen beruflicher Gefahren kompensieren könnten. Damit setzten sie sich selbstbewusst für eine sauberere Produktion jenseits des Profitimperativs ein.

Die Dialektik zwischen Klassenkampf und technologischer Innovation

Um zu verstehen, was sich seitdem geändert hat, müssen wir uns daran erinnern, dass die Untersuchung der Klassenzusammensetzung als “Umkehrung” der Analyse der Kapitalzusammensetzung von Karl Marx entstanden ist: das Verhältnis zwischen Produktionsmitteln und lebendiger Arbeit. Nach Marx’ “allgemeinem Gesetz der kapitalistischen Akkumulation” neigt der Kapitalismus dazu, die Produktivität der Arbeit durch technologische Entwicklung zu steigern, was wiederum die Prekarität der Beschäftigung erhöht. Marx fasst zusammen: “Je höher die Produktivität der Arbeit, desto grösser ist der Druck der Arbeiter*innen auf die Arbeitsmittel, desto prekärer wird also ihre Existenzbedingung.”

Dieses “Gesetz” kann durch eine Reihe von mehr oder weniger kontingenten Gegentendenzen konterkariert werden, aber es ist eine konstante Kraft im Kapitalismus, deren Auswirkungen in Ermangelung ausreichend starker Gegentendenzen sichtbar werden. In jedem Fall kann es als ein Gesetz mit zwei dialektisch miteinander verknüpften Gesichtern betrachtet werden, da es sich auf die gemeinsame Entwicklung der Kapitalzusammensetzung (die Produktion wird im Durchschnitt kapitalintensiver) und der Klassenzusammensetzung (der steigende Anteil der überflüssigen Arbeiter*innenklasse) bezieht.

Die Kodifizierung und Einbeziehung des zuvor “geheimen” Wissens der Arbeiter*innen in die Maschinen führt nicht nur zu einem quantitativen Anstieg des Verhältnisses zwischen “konstantem Kapital” (Investitionen in Sachanlagen sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe) und “variablem Kapital” (Lohnsumme), sondern auch zu einer qualitativen Verschärfung der kapitalistischen Herrschaft über den Arbeitsprozess und die daran beteiligten Arbeiter*innen, und zwar über einen keineswegs neutralen Verlauf der technologischen Entwicklung.

Wie Raniero Panzieri bereits 1961 feststellte: “Die kapitalistische technologische Entwicklung bringt über die verschiedenen Phasen der Rationalisierung und die immer raffinierteren Formen der Integration eine immer stärkere kapitalistische Kontrolle mit sich. (…) Der Umsturz des Systems durch die Arbeiter*innenklasse ist eine Negation der gesamten Organisation, in der sich die kapitalistische Entwicklung ausdrückt, vor allem der Technologie, insofern sie mit der Produktivität verbunden ist.” In diesem Sinne kann man von der zunehmenden politischen Zusammensetzung des Kapitals sprechen, um sich auf das Streben des Kapitals zu beziehen, seine Macht über den Arbeitsprozess zu sichern, dem immer ein gewisses Mass an Widerstand entgegengesetzt wird.

Energie und technologische Innovation

Die Beispiele für die Dialektik zwischen Klassenkampf und technologischer Innovation sind vielfältig, vom tayloristisch-fordistischen Fliessband bis hin zur numerischen Steuerung, der Containerisierung oder – in jüngerer Zeit – dem algorithmischen Management. In Bezug auf die ökologische Krise ist der Energiebereich jedoch wahrscheinlich der wichtigste Bereich. Andreas Malm zufolge hat die Kohle die Wasserströme als Standard-Energiequelle in der Industrie abgelöst, weil das Kapital auf der Suche nach billigen Arbeitskräften mobil sein musste, und zwar in einem Kontext, der durch zunehmende Arbeitsunruhen gekennzeichnet war: “Der Kampf gegen die Arbeit*innen verlangte nach Maschinen, die nach Dampfkraft verlangten, die nach Kohle verlangte, was wiederum mit dem Wachstum der Industrie einherging.” (Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass diese Analyse, so hilfreich sie auch sein mag, den Kolonialismus als Bedingung für die industrielle Grossproduktion in Grossbritannien ausblendet).

In ähnlicher Weise entschlüsselt Timothy Mitchell die (teilweise) Substitution von Kohle durch das flüssigere Öl und Gas als eine technologische Entwicklung, die darauf abzielt, die “Macht des Widerstands” der Arbeiter*innen zu neutralisieren, indem die Engpässe im Energiefluss minimiert werden, wobei die Pipeline ein Mittel zur Umgehung der Starrheit der Arbeiter*innenklasse ist.

Die Politik der “Frontline Community”

Die technologischen und organisatorischen Umstrukturierungen, die in der Grossindustrie in den Jahrzehnten zwischen dem Umweltbewusstsein der italienischen Arbeiter*innenklasse während der langen 1968er Jahre und heute stattgefunden haben, haben zu zahlreichen Veränderungen geführt. Wir heben die folgenden drei hervor, die keineswegs allgemeingültig sind, aber für viele Fälle gelten. Erstens hat die fortschreitende Automatisierung den Anteil der Arbeitsplätze in der Grossindustrie verringert (im Verhältnis zur Produktion und zur Gesamtgrösse der globalen Arbeiter*innenklasse). Zweitens werden von den verbleibenden Arbeitsplätzen die am besten qualifizierten im Unternehmen gehalten, erfordern aber in der Regel formalisierte Qualifikationen, was einen Anreiz für langfristige Einstellungen darstellt. Drittens werden die “am wenigsten” qualifizierten Arbeitsplätze an eine teilweise freiberufliche Belegschaft von Auftragnehmer*innen und Leiharbeiter*innen ausgelagert.

Der kombinierte Effekt ist eine relative “Deterritorialisierung” der Arbeitskräfte in der Grossindustrie, die sich tendenziell stärker von den lokalen Gemeinschaften am Rande der Stadt entfernt als vor der neoliberalen Umstrukturierung. Ähnliche Tendenzen sind im Grossbergbau in extraktiven Volkswirtschaften weit verbreitet. Doch wie wirkt sich dies auf die Politik der “Fenceline Community” beziehungsweise “Frontline Community” aus? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir klären, was diese Nachbarschaften überhaupt politisch macht.

Die Kombination von Klassen- und Umweltkämpfen spitzt sich potenziell in Wohngegenden zu, die unmittelbar an einen schädlichen Produktionsstandort grenzen und direkt von dessen Lärm, Gerüchen, chemischen Emissionen, Verkehr usw. betroffen sind und somit gefährlichen Chemikalien, hoher Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung sowie der Gefahr von chemischen Explosionen ausgesetzt sind. Vor allem befinden sich diese sozialen Orte oft in so genannten “Opferzonen”, die unverhältnismässig häufig von rassisch benachteiligten Menschen, indigenen Gemeinschaften und armen Arbeitnehmern bewohnt werden.

Wenn also Gemeinden in der Nähe von Schadstoffindustrien oft unverhältnismässig stark aus den am stärksten benachteiligten Teilen der Arbeiter*innenklasse bestehen (im weitesten Sinne, was Arbeitslose und reproduktive, informelle und nicht entlohnte Arbeiter*innen in allen Sektoren einschliesst), weil einkommensstärkere Haushalte leichter in gesündere Gebiete umziehen können, dann bedeuten die gerade erwähnten Beschäftigungstrends, dass solche Gemeinden weiterhin einem hohen Mass an industrieller Schadstoffbelastung ausgesetzt sind (trotz Verbesserungen durch die Verbreitung grüner Technologien), aber nur geringe Vorteile in Bezug auf die Beschäftigung in der Industrie haben. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit von Spannungen innerhalb der Arbeiter*innenklasse zwischen denjenigen, die in umweltbelastenden Industrien beschäftigt sind, aber weit davon entfernt wohnen, und denjenigen, die in der Nähe wohnen, aber in anderen Sektoren arbeiten. Das Gesamtergebnis ist eine Verschärfung der Bifurkationzwischen Arbeitsplätzen und Gemeinden, zwischen technischer Zusammensetzung und sozialer Zusammensetzung.

Vervielfältigung der Organisationsformen

Diese Teilung wirkt sich auch auf die Formen der Organisation aus. Für die Arbeiter*innen in der Grossindustrie und allgemeiner für die Arbeiter*innen in kapitalintensiven Sektoren sind die grossen Gewerkschaften in ‘normalen’ Zeiten und trotz aller Unklarheiten ein wirksames Mittel zur Verteidigung ihrer Interessen und zur Aushandlung relativ guter Löhne und Arbeitsbedingungen durch durchsetzbare Tarifverträge. Auch im öffentlichen Sektor haben grosse Gewerkschaften in der Regel erheblichen Einfluss. Je weiter man sich jedoch dem prekären Pol der Arbeiter*innenklasse nähert, desto schwieriger wird es für die grossen Gewerkschaften, eine stark zersplitterte und verstreute Belegschaft zu organisieren, die kaum eine Chance hat, die Engpässe in der Produktion vom Arbeitsplatz aus zu stoppen.

Die verschiedenen Segmente der Überschussbevölkerung nehmen daher eine Vielzahl von Organisationsformen an: kleinere und radikalere Gewerkschaften, Organisationen der sozialen Bewegung, kommunale Vereinigungen, informelle Komitees, die für die Durchsetzung von Strassensperren zuständig sind, um Blockaden ausserhalb des Arbeitsplatzes zu schaffen, usw. Die Parteiform – selbst eine sehr weit gefasste Kategorie mit vielfältigen Möglichkeiten – ist in allen Segmenten der Arbeiter*innenklasse präsent, auch wenn sie nicht die gleiche Bedeutung hat wie in anderen Epochen.

Kämpfe am Arbeitsplatz und in der Community verbinden

Die Herausforderung für die Umweltbewegung der Arbeiter*innenklasse besteht heute darin, eine politische Neuzusammensetzung, eine Konvergenz der Kämpfe am Arbeitsplatz und in der Gemeinschaft durch gemeinsame Plattformen herbeizuführen, die darauf ausgerichtet sind, die Erpressung am Arbeitsplatz (“Lohn oder Gesundheit”) zu durchbrechen.

Einerseits sind die Räume, in denen sich die Arbeiter*innen reproduzieren, der Bereich, in dem sie am unmittelbarsten ein Interesse an der Bekämpfung der ökologischen Krise haben. Andererseits sind die kapitalintensiven Arbeitsplätze der Ort, an dem die Hebelwirkung zur Umgestaltung der Produktion, die diese Krise verursacht, am grössten ist. Diese Herausforderung ist also auch eine der Konvergenz zwischen verschiedenen Organisationsformen, wobei Konvergenz nicht bedeutet, zu verschmelzen oder ähnlich zu werden. Konvergenz bedeutet vielmehr, dass verschiedene Organisationen von ihrer Basis aus zusammenarbeiten und dabei die Besonderheiten beibehalten, die es ihnen ermöglichen, für ihre jeweiligen Segmente der Arbeiter*innenklasse zu funktionieren.

Dies kann jedoch nicht durch theoretische Predigten geschehen. Die objektive Zersplitterung der technischen und sozialen Zusammensetzung der Arbeiter*innenklasse bringt es mit sich, dass sich in Krisensituationen, wenn und wo die Strukturen, die die verschiedenen Segmente der Arbeiter*innenklasse trennen, erschüttert werden, Gelegenheiten zur Annäherung ergeben. Und diese Gelegenheiten müssen schnell ergriffen werden. Die Konvergenz der Arbeitskämpfe mit den Kämpfen für Klimagerechtigkeit, die vom GKN Florenz Fabrikkollektiv (dessen Arbeiter*innen grösstenteils rebellische Mitglieder der CGIL, Italiens grösster Gewerkschaft, sind) erfolgreich geführt wurde, kam erst zu Stande, als die Unternehmensleitung die Schliessung der Fabrik ankündigte.

In der Auseinandersetzung mit Ex-GKN geht es nicht darum, die europäische Industrie an sich und ihre koloniale Geschichte und Natur zu verteidigen. Und wenn das so ist, dann müssen wir der Tatsache ins Auge sehen, dass die industrielle Produktion im globalen Norden einer radikalen Wachstumskritik unterzogen werden muss, wenn wir wirklich eine egalitärere internationale Arbeitsteilung wollen. In diesem Sinne geht es beim Kampf der Ex-GKN um die Umgestaltung sowohl der Produktion als auch der sozialen Beziehungen, die sie prägen. Konkret geht es in diesem Fall um die Umwandlung und Dekommodifizierung des Verkehrs (mit Betonung seines öffentlichen Charakters), die von vornherein weniger Rohstoffe erfordern würde. Letztlich bedeutet dies, sich gegen das Gerangel um “kritische Mineralien” im globalen Süden zu wehren, das derzeit von den Kräften des ökologischen Übergangs “von oben” geführt wird, und die internationalen Verbindungen zwischen den Kräften des ökologischen Übergangs “von unten” zu stärken, wie dies in gewissem Masse zwischen dem GKN-Fabrikkollektiv und der Bewegung der selbstverwalteten Fabriken Argentiniens geschehen ist.

Der Treibstoff im Motor der ökologischen Krise

Kehren wir abschliessend zu der bereits erwähnten dialektischen Beziehung zwischen Klassenkampf und der Entwicklung von Technologien für fossile Brennstoffe zurück. Aristoteles paraphrasierend, hat Mario Tronti “die Arbeiterklasse als die treibende Kraft des Kapitals” bezeichnet. In diesem Sinne ist der Klassenkampf die Hauptantriebskraft der kapitalistischen Entwicklung auf einer viel tieferen Ebene als die Macht der fossilen Brennstoffe, die ins Leben gerufen wurde, um die Macht der Arbeiter*innenklasse innerhalb der Parameter der Kapitalakkumulation zu halten. Zweifellos hatte Tronti, als er dies 1965 schrieb, nicht die ökologische Krise im Sinn. Heute können wir jedoch sehen, wie die Macht der Arbeiter*innenklasse – die die Entwicklung von Technologien vorantreibt, mit denen sie kontrolliert werden kann – zum Treibstoff des Motors der ökologischen Krise geworden ist.

Doch gerade in der Konvergenz verschiedener Formen des Klassenkampfes liegen vielfältige Möglichkeiten der Rückforderung, Wiederaneignung und letztlich Reform der kapitalistischen Technologie sowie die Hoffnung, den “Aus”-Schalter zu betätigen, um die Grundlage für die Produktion von Reichtum durch alternative soziale Beziehungen und damit alternative Technologien zu schaffen.

Emanuele Leonardi
berlinergazette.de