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Rheinmetall-Entwaffnen-Camp und Aktionstage in Unterlüß/Niedersachsen

Vom 1. bis 9. September campen wir am Produktionsstandort des Rüstungskonzerns

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Aktionstage in Unterlüß bei Celle in Niedersachsen:

- Camps mit Workshops.

- Blockadeaktionen am Freitag 6. September.

- Demonstration am Samstag 7. September.

Webseite des Camps: https://rheinmetallentwaffnen.noblogs.org

Diskussion, Blockade und Demonstration. Auf diesen Dreiklang hat sich der Vorbereitungskreis der Aktionstage in Unterlüß schon früh verständigt. Er erinnert an Blockupy, wo es jeweils auch Debatten, Aktionen und eine gemeinsame Manifestation mit einem Protestmarsch gab. Das Programm der Aktionstage (1.9.-9.9.2019) auf dem Camp in dem niedersächsischen Dorf beinhaltet Themen wie Feminismus, Kurdistan/Rojava, Klima und Antirepression.

Für den Freitag, den 6. September ist eine große Blockadeaktion angekündigt. An diesem Tag soll die Panzer- und Bombenproduktion in der nahegelegenen Fabrik stillgelegt werden. Wer daran teilnehmen möchte, sollte spätestens am Vortag, am Donnerstag anreisen, um ausreichend informiert zu sein. Darüber hinaus wird es noch weitere Aktivitäten auf den Straßen in und um Unterlüß geben. Für Donnerstag 5. September steht beispielsweise die Erinnerung an die Zwangsarbeiterinnen auf dem Programm, die Rheinmetall während des deutschen Faschismus anforderte und zur Munitionsbefüllung einsetzte. Die größte gemeinsame Veranstaltung dieser Tage wird die Demonstration am Samstag, dem 7. September sein, die durch den Ort zu den Bombenproduktionsstätten von Rheinmetall ziehen wird.

Das Camp findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. 2017 gab es einen Testlauf, 2018 folgte ein öffentlicher Aufruf und das Campgelände auf einem zentralen Dorfplatz mit Schlafzelten wurde vor Gericht durchgeklagt. Auf der Unterlüßer Festwiese wird das Camp auch in diesem Jahr wieder stattfinden - mit Biotoiletten, Info- und FLTI*-Zelten und einem großem Zirkusplenumzelt. Eine Völxküche wird die Zeltplatzbesucher*innen kulinarisch versorgen. Der Platz liegt sehr zentral in der Nähe eines Supermarkts, ein paar Gehminuten nördlich von Bahnhof Unterlüß entfernt und doch ruhig und idyllisch. In Fußweite befinden sich die beiden Rheinmetall-Gelände, wo Militärfahrzeuge repariert, Panzer getestet und Granaten und Panzer in Produktionshallen gebaut werden – für die Bundeswehr, aber auch für den Export. Anders als bei G20 in Hamburg oder bei Ende Gelände sind also die Wege nicht lang. Zu den Blockadepunkten ist es jeweils nur einen Katzensprung.

Im vergangenen Jahr hatten einige Rheinmetall-Arbeiter den Camper*innen bei ihren Blockadevorhaben „viel Erfolg“ gewünscht. Denn wenn die Blockade erfolgreich und der Durchgang zur Fabrik versperrt ist, müssten die Beschäftigen, so hieß es von Rheinmetall, nicht in die Fabrik kommen. Am liebsten wäre es dem Konzern gewesen, wenn die Arbeiter seiner Empfehlung gefolgt wären und sie eigenständig Urlaub genommen hätten. Die Arbeiter von Rheinmetall wissen sehr genau, was sie herstellen. Einzelne von ihnen kamen 2018 ins Gespräch mit den Camper*innen. „Ich würde auch lieber Fahrräder produzieren“, sagte einer. Ein anderer sprach von „Bratpfannen“ und reflektierte, dass „unser Brot“ der Tod anderer Menschen ist. Aber die meisten Arbeiter und etwa die Hälfte aller Menschen, die angesprochen wurden, wollten nicht mit den Camper*innen sprechen. Die häufigste Begründung dafür war: „Mein Mann arbeitet bei Rheinmetall“. Aber die andere Hälfte hat gesprochen und es gab teils bewegende Gespräche mit alt und jung.

Auf den angrenzenden Testgelände von Rheinmetall schießen Panzer ihre Granaten ab. Es knallt und böllert sehr oft, Wände der Häuser vibrieren. Und manchmal geht dabei auch eine Fensterscheibe zu Bruch. Dann kommt Rheinmetall und finanziert den Handwerker, der ein neues Fenster einbaut. Aber sonst finanziert Rheinmetall nichts in dem Dorf. An anderen Orten kennt man es von Konzernen, dass sie regelmäßig beispielsweise den örtlichen Sportverein mit Spenden unterstützen. Nicht so in Unterlüß. Der Ort wirkt stellenweise verfallen und unmodern.

Das Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ hat zuletzt die Aktionärsversammlung des größten deutschen Rüstungskonzerns in Berlin massiv gestört und für knapp eine Stunde unterbrochen. Das klingt vielversprechend für die anstehenden Proteste und Blockaden in Unterlüß. Man wolle als nächsten Schritt eine Bombenfabrik für einen Tag dicht machen, hieß es aus gut unterrichteten Kreisen. Man darf gespannt sein, was die hunderten Camper*innen in diesem Jahr alles anstellen werden und ob ihnen ihre großen Pläne gelingen. Schaut man sich die Weltlage an, wäre es ihnen zu wünschen, dass es ihnen gelingt, eine neue Antikriegsbewegung zu initiieren. Auch eine Diskussion zu diesem Vorhaben steht auf dem inhaltlichen Programm des Camps.