Sind unsere Gesundheitsdaten noch sicher? OpenAI, Google, Meta wollen Zugriff auf die ePA!
Gesundheitsminister Karl Lauterbach eröffnete am 28. Nov. 24 auf der Digital Health Conference der Bitkom, dass er in der Patientenakte einen Datenschatz für KI-Innovationen sieht. Deshalb sei er mit OpenAI, Google, Meta im Gespräch über die Nutzung der ePA (elektronischen Patientenakte) . Die Hersteller aller großen KI-Systeme interessieren sich, die Datensätze für ihre Sprachmodelle zu nutzen, bzw. mit diesen zu arbeiten.*1
Lauterbachs Digitalisierungsstrategie baut auf den zwei Kernpunkten der elektronischen Patientenakte (ePA) und dem Forschungsdatenzentrum (FDZ) auf. Dort werden Krankenhausbefunde, Laborbefunde, Daten aus Diga (digitalen Gesundheitsanwendungen, die Patienten nutzen) und Abrechnungsdaten gesammelt und fließen dort ein.
Bei einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten in Praxen und 16 Millionen stationären Krankenhausaufenthalten entstehe eine unfassbare Datenmenge, zitiert der Ärztenachrichtendienst. Diese Datenhalde, die sich im Forschungsdaten-Zentrum (FDZ ) ansammelt, wird zudem mit Registerdaten aus 400 Registern, Genom-Daten und Studiendaten verknüpft.
Mit dem aus ePA und FDZ entstehenden System sieht Lauterbach "das größte Digitalprojekt, was es in Deutschland jemals gegeben hat" , was einen der größten Datensätze weltweit entstehen lässt. "
Abschaffung der ärztlichen Schweigepflicht
Die ePA hat faktisch die berufsrechtlich und strafrechtlich fixierte Schweigepflicht für Ärzte und Psychotherapeuten abgeschafft. Die Gesundheitsdaten liegen außerhalb der Arztpraxis auf zentralen Servern – d.h. die ärztliche Schweigepflicht gilt dort nicht mehr. In Zukunft können 2 Millionen Mitarbeiter des deutschen Gesundheitswesens durch die neuen Zugriffsregelungen einfach die ganze Krankengeschichte eines Bürgers lesen.
Dazu kommt, dass beim Einlesen eines E-Rezeptes durch die Versichertenkarte in der Apotheke das ganze Team dort 3 Tage lang alle Arztbriefe lesen kann.
mehr Infos zur elektronischen Patientenakte
Datenschleuder Doctolib und Medatixx im Gesundheitsdatenmarkt
Doctolib ist hierzulande die führende Plattform für Online-Arzttermine und hält ca. einen Anteil von 60 % Marktanteil. Gegenüber den Gesundheitseinrichtungen erklärt das Unternehmen, dass es die Stammdaten der Patienten benötige, um das Terminmanagement zu betreiben. Dazu gehören Namen, Geschlecht, Geburtsdatum, Telefonnummer, Patientennummer, Versichertenstatus sowie die Notizen und Termindaten der Ärzte, zu denen auch der „Besuchsgrund“ zählt.
Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen aktuell insgesamt rund 80 Millionen Personen in seinen Datenbanken erfasst. Europaweit nutzen etwa 900.000 Angehörige von Heilberufen den Dienst, hierzulande sind es etwa 70.000 niedergelassene Ärzte und Therapeuten sowie 400 Kliniken. Zu Letzteren zählen Einrichtungen des Sana-Konzerns, der St. Augustinus Gruppe, der Atos-Kliniken und viele weitere. Jeden Monat kommen nach Unternehmensangaben rund 300.000 Kunden hinzu.
In der Cookie-Liste von Doctolib taucht z.B. Google auf mit Analytics und Adwords bzw. Ads. Als Zwecke werden das „Verfolgen“ oder „Nachverfolgen“ der Webseitennutzung angegeben. Ads dient für nichts Banaleres als Werbung. Stimmt man den Datennutzungen für Werbung und Meinungsumfragen einmal zu, dann hat dies bei allen weiteren Terminvereinbarungen offenbar zur Folge, dass die Daten z. B. auch zu Google gelangen. Das gleiche Problem stellt sich bei der Einbindung von sozialen Netzwerken wie Twitter, Instagram, Facebook, LinkedIn, Medium und YouTube schon auf der Startseite von Doctolib. *2
Ähnliches prakiziert der Praxisverwaltungssystemhersteller Medatixx und sammelt nach eigenen Angaben anonymisierte Behandlungsdaten aus Arztpraxen und will diese für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung stellen. Teilnehmende Praxen erhalten für die Bereitstellung der Patientendaten einen Rabatt zwishcen 30 und 40 Euro. Forschungspartner sind unter anderem forschende Arzneimittelhersteller und wissenschaftliche Einrichtungen.
Quellen:
2 https://netzpolitik.org/2024/doctolib-wachsender-riese-im-gesundheitsdatenmarkt/