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Film mit Diskussion: Das Neue Evangelium

Kategorie
Terminkalender Oberland
Date
2021-03-08 19:00
Veranstaltungsort
Dießen

Grünes Kino + anschließendes Filmgespräch im Zoom-Meeting

am Montag, den 8. März 2021

Kino im livestream ab 19.00h und dazu ein Filmgespräch ab 21.00h

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Das Neue Evangelium (Regie: Milo Rau, 2020 – 107 Min)

+

anschließend Filmgespräch zu

* „Jesus und die Globalisierung“,

* die Revolte der Würde“ im Süden Italiens

* System-Change – aber wie?

Der Film von Milo Rau ist ein Manifest für die Opfer des westlichen Kapitalismus. Von Papst Franziskus stammt der Satz (Apostolisches Schreiben, 2013): „Diese Wirtschaft tötet.“

Wir fragen: Welche Alternativen gibt es zum kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem? Welche Rolle spielt dabei Bildung? Wie können wir lernen, das eigene praktische Tun strategisch einzuordnen? Dazu die These von Tam Brandt, einem Aktivisten aus der Bildungsinitiative „Lets talk about System change!“ in der Zeitschrift OYA, Heft 62, S.74 ff): „Solange wir in kapitalistischen Strukturen leben, werden wir immer Menschen ausbeuten und unterdrücken müssen, oder selbst ausgebeutet und unterdrückt werden.“

An diesem Abend schauen wir zunächst einmal den Film „Das Neue Evangelium „ an. Alle Interessierten kaufen sich ein online -Ticket unter „www.dasneueevangelium. de und nehmen ab 19.00h zuhause am PC Platz, um den Film zu sehen. Anschließend um 21.00 h treffen wir uns dann im Zoom-Meeting unter folgender Einwahl zum Filmgespräch:

https://us02web.zoom.us/j/7446476481?pwd=NzY0ZnhwUTJTY2tkeUtHL2k4N3cxUT09

Meeting-ID: 744 647 6481 Kenncode: Transition

Veranstalterin: Gerda Schlosser-Doliwa ( siehe: www.transition-region-ammersse.de)

Nähere Infos zum Film

https://film.dasneueevangelium.de/

REGISSEUR MILO RAU
ÜBER DAS NEUE EVANGELIUM

Seit fast 20 Jahren beschäftige ich mich jetzt in Theaterstücken, Filmen und Büchern mit den Widersprüchen der Weltwirtschaft und der Rolle Europas darin. In der „Europa-Trilogie“ (2014-16) wurden die Geschichten von Schauspielern aus 13 Ländern, aus Belgien über Russland bis nach Kurdistan und Syrien, zusammengestellt und zu einer europäischen Geschichte geformt – einer „politischen Psychoanalyse unseres Kontinents“ (Libération), für die wir von Erbil bis Jerusalem und von Athen bis nach Brüssel und Paris Darsteller gesucht haben. Für den Film „Das Kongo-Tribunal“ (2017) habe ich ein globales Wirtschaftstribunal im ostkongolesischen Bürgerkriegsgebiet eingerichtet, aus dem europäische und kanadische Rohstoffunternehmen Hunderttausende Menschen unter den Augen der Vereinten Nationen vertreiben. Bergleute und Manager, Rebellen und Regierungspolitiker beantworteten Fragen einer Jury, die aus nationalen und internationalen Anwälten besteht. Das Projekt, nominiert sowohl für den Schweizer als auch den Deutschen Filmpreis, führte zur Entlassung zweier Minister und sogar des Gouverneurs der kongolesischen Bergbauprovinz Südkivu.

Mit dem NEUEN EVANGELIUM bringe ich nun beide Arten von Projekten zusammen: die breit angelegte Kritik an einer ungerechten Weltordnung, in der Europa eine zentrale Rolle spielt und das Arbeiten mit den Geschichten und Biografien eines Laienensembles, das aus einem großen Casting hervorgegangen ist.

Darüber hinaus bin ich schon lange an der Bildsprache der Bibel interessiert, mit der ich mich bereits mehrfach auseinandergesetzt habe: in meiner Pasolini-Adaption „Die 120 Tage von Sodom“ (2017, Schauspielhaus Zürich), meinem groß angelegten Glaubensprojekt „Das Genter Altarbild“ (2018, NT Gent) sowie in „Empire“ (2016, Schaubühne Berlin), dem dritten Teil der „Europa-Trilogie“ mit Maia Morgenstern, die in Mel Gibsons Bibel-Film „Die Passion Christi“ die Maria spielt.

Als klar war, dass das süditalienische Matera zur „Kulturhauptstadt Europas 2019“ ernannt wird, wurde ich gebeten, dort etwas zu inszenieren. Ich hatte sofort ein Konzept im Kopf: einen neuen Jesus-Film, der die starke kinematografische Tradition der Region mit ihrer heutigen Realität mischt. Mein Vorschlag, „meine“ Version des Neuen Testaments dort aufzuführen, wo Pasolini und Gibson die beiden bekanntesten Jesus-Filme aller Zeiten gedreht haben und dabei professionelle Schauspieler mit Aktivisten zu mischen, stieß bei den Kuratoren sofort auf offene Ohren. Als ich dann zum ersten Mal dort war, überzeugte mich der außergewöhnliche antike Frieden, der über der Stadt liegt, in Matera einen Jesus-Film zu drehen. Ziel war es, den ursprünglichen Geist als Passionsgeschichte der sozial Benachteiligten, der Armen, der Arbeitslosen, der Ausgestoßenen, der Ausgegrenzten und der Flüchtlinge zu bewahren. Allein in Italien leben mehr als 500.000 Menschen im Untergrund in inoffiziellen Lagern.

Es ist von großer Ironie, dass Matera, die Kulturhauptstadt Europas 2019 und das „Jerusalem“ des Weltkinos, von Flüchtlingslagern umzingelt ist. Wo könnten die Widersprüche des modernen Europas sichtbarer sein als hier und was wäre sinnvoller, als in dieser so unglaublich schönen wie armen Region einen politischen Jesus-Film zu drehen, in dem biblische Erzählung und echte Revolte ineinanderfließen? Zusammenfassend spielt mein NEUES EVANGELIUM in zwei parallelen Welten: Es ist ein echter Aufstand und ein Bibel-Film, er spielt mitten in der Stadt Matera unter Einbeziehung ihrer Bürger – und in den wilden Lagern ringsum, bevölkert von tausenden Geflüchteten aus Afrika. Eine neue Art von Film entsteht, irgendwo zwischen Fiktion und Dokumentation, ein Evangelium für das 21. Jahrhundert, ein Manifest für die Opfer des westlichen Kapitalismus, der Papst Franziskus in seinem berühmten ersten Apostolischen Schreiben Ende 2013 bescheinigt hat: „Diese Wirtschaft tötet.“

 
 

Liste der Daten (auf der Veranstaltungs-Details Seite)

  • 2021-03-08 19:00

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