Mitte/Rechts, Die internationale Krise des Konservatismus
Konservative Parteien bestimmten nach dem zweiten Weltkrieg in fast allen entwickelten Staaten der Erde das politische System entscheidend mit. Seit etwa drei bis vier Jahrzehnten bröckelt nun deren Macht.
Während die Républicains in Frankreich zwischen Macron und Le Pen weitgehend aufgerieben wurden, sind die Tories in England zwar noch an der Macht, versinken aber nach dem Brexit in Chaos und Zwist. In Italien füllten Berlusconi und radikal rechte Parteien wie Giorgia Melonis Fratelli d’Italia das durch die Implosion der Democrazia Cristiana entstandene Vakuum. Trumps weitgehende Übernahme der Republikaner in den USA weist in eine ähnliche Richtung, nur die deutsche CDU scheint relativ unbeschadet wenn auch deprimiert und zerstritten durch das Ende der Merkelzeit gekommen zu sein. Nach der Krise (und vielfach dem Niedergang) der internationalen Sozialdemokratie scheint es nun die Konservativen zu treffen. Da haben Linke wenig Mitleid, aber man muss konstatieren, dass jene Parteien über viele Jahrzehnte Anker der Stabilität in den Demokratien der Ersten Welt bildeten. Was in die entstehende Repräsentationslücke drängt (z.B. in Deutschland die AfD), stellt eine große Gefahr für die betroffenen Gesellschaften dar, insbesondere, da vielfache Krisen zu bewältigen sind, die enorme Kraftanstrengungen verlangen.
Thomas Biebricher widmet sich in seinem Buch »Mitte/Rechts, Die internationale Krise des Konservatismus« diesem Phänomen und zeichnet die turbulenten Entwicklungen seit 1990 nach. Inwieweit diese Krise ein Problem für unsere Demokratie ist, erklärt der Autor in seinem Vortrag.
Thomas Biebricher ist seit 2022 Heisenberg-Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Theorie, Ideengeschichte und Theorien der Ökonomie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er habilitierte sich 2017 mit einer vielbeachteten Arbeit zur politischen Theorie des Neoliberalismus. Die Teilnahme ist kostenlos, einen Link erhalten Sie auf Anfrage bei
