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Jetzt kommen die Überwachungssatelliten, die einzelne Personen beobachten können

Albedo Space  von Markus Reuter- Presseartikel von netzpolitik.org

Schon bald könnte es keinen Ort auf der Erdoberfläche mehr geben, an dem einzelne Menschen unbeobachtet sind. Eine neue Generation von Satelliten soll schon im kommenden Jahr im Orbit kreisen.

Die Welt kommt der Big-Brother-Dystopie einen weiteren Schritt näher. Das Unternehmen Albedo Space will im Jahr 2025 eine neue Generation von Satelliten im erdnahen Orbit installieren, die Objekte von einer Größe von nur 10 Zentimetern abbilden können. Die Satelliten wären damit zu einer höheren Auflösung fähig als jemals zuvor. Und sie könnten einzelne Menschen gezielt erfassen.

In einem Bericht der New York Times ($) kritisiert Jennifer Lynch von der Electronic Frontier Foundation (EFF) die Pläne. „Das ist eine riesige Kamera am Himmel, die jede Regierung jederzeit ohne unser Wissen nutzen kann“, so Lynch. „Wir sollten definitiv besorgt sein.“ Die EFF hatte schon im Jahr 2019 US-Regulierungsbehörden auf die Auswirkungen von hochauflösenden Satelliten auf die Privatsphäre hingewiesen und eine stärkere Kontrolle gefordert. Die Trump-Regierung hatte die Vorschriften für zivile Satelliten gelockert.

Kaum ein Ort an der Erdoberfläche vor Überwachung sicher

Im Unterschied zu herkömmlicher Überwachung durch festinstallierte Kameras oder Smartphones kann einer Ausspähung aus dem Orbit nicht ausgewichen werden. Jeder offene Platz an der Erdoberfläche wäre potentieller Überwachung ausgesetzt. „Wir sind uns der Auswirkungen auf die Privatsphäre sehr bewusst“, sagt Topher Haddad, Leiter von Albedo Space gegenüber der New York Times. Die Technologie seines Unternehmens werde zwar Bilder von Menschen machen, sie aber nicht identifizieren können, so Haddad weiter.

John E. Pike von GlobalSecurity.org sagt gegenüber der Zeitung, dass Albedo die Folgen der Überwachungssatelliten herunterspiele. Zwar seien die Weltraumkameras noch nicht in der Lage, einzelne Menschen zu identifizieren, so Pike. Sie könnten aber höchstwahrscheinlich Kinder von Erwachsenen sowie Sonnenanbeter:innen in Badebekleidung von Personen mit anderer Bekleidung unterscheiden.

Die Satelliten von Albedo sollen im sogenannten Very Low Earth Orbit (VLEO) zwischen 250 und 400 Kilometer Höhe die Erde umkreisen. Das ist niedriger als die Umlaufbahn der meisten anderen Satelliten. Die relative Nähe zur Erde macht die höhere Auflösung einfacher, erschwert es aber auch, wegen der stärkeren Anziehungskraft der Erde die Position zu halten. Diese Probleme soll Albedo gelöst haben. Das Unternehmen mit seinen derzeit 50 Mitarbeiter:innen möchte insgesamt 24 solcher Satelliten in den Orbit schießen, berichtet die New York Times.

Auch Militär interessiert

Das in Austin und in Denver ansässige und erst 2020 gegründete Unternehmen Albedo Space hat zuletzt große Millionenbeträge zur Finanzierung eingeworben. Weil Albedo sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke interessant ist, kommen die Investoren aus beiden Bereichen.

Wie TechCrunch berichtet, haben Bill Gates Unternehmen Breakthrough Energy Ventures sowie das auf Verteidigungstechnologie spezialisierte Shield Capital investiert. Zu den Investoren gehören laut dem Bericht auch das zum Militärkonzern gehörende Booz Allen Ventures, das Investmentunternehmen Cubit Capital und der US-amerikanische Hedge-Fonds-Manager Bill Perkins.

Mit dem jüngsten Finanzierungsschub von 35 Millionen US-Dollar hat das Unternehmen bislang insgesamt 97 Millionen Dollar eingenommen. Im Beirat des Unternehmens sitzen laut der New York Times ehemalige Direktoren von US-Geheimdiensten wie der CIA und der National Geospatial Agency (NGA). Albedo Space hat schon vor knapp einem Jahr einen Vertrag mit dem US-Militär geschlossen.