angst.jpg
g71.jpg
rheinmetall-entwaffnen.jpg
räte01.jpg
siko2.jpg
pag4.jpg
previous arrow
next arrow

 

Good Night, Tech-Right: Dem KI-Faschismus den Stecker ziehen

itsgoingdown

Eine Analyse des Tech-Faschismus

Übersetzung eines Textes der zuerst auf itsgoingdown.org erschienen ist. Die Autor*innen analysieren das politische Programm des Tech-Faschismus unter Trump und detaillieren die lokalen Machteinfluss durch Tech-Konzerne in Kalifornien. Besonders relevant ist der Text weil er den Zusammenhang zwischen Kapitaldynamiken und dem politischen Projekt des Tech-Faschismus analysiert. Falls von Interesse verweist das Original auf zahlreiche Quellen:

Good Night, Tech-Right

Am 20. Januar hat Donald Trump in einer Zeremonie, an der sowohl rechtsextreme und neofaschistische Führer aus der ganzen Welt als auch einige der reichsten Tech-Milliardäre, darunter die Chefs von Apple, Google, Facebook, TikTok, Twitter und Amazon, teilnahmen, zum zweiten Mal die Macht übernommen. Im Gegenzug für die finanzielle Unterstützung seiner Kampagne und seines Amtsantritts durch die Tech-Eliten hat Trump bereits massive neue Investitionen in die Tech-Infrastruktur angekündigt, die sich in erster Linie auf künstliche Intelligenz (KI) konzentrieren, und er hat die Expansion in Kryptowährungen vorangetrieben.

Der Beginn von Trumps zweiter Amtszeit ist durch eine Reihe von Präsidialen Bestimmungen [Executive Orders] gekennzeichnet, die die bestehenden Rechtsinstitutionen und die Loyalität der republikanischen Partei auf die Probe stellen sollen. So schickt er Truppen im aktiven Dienst an die Südgrenze, fordert die Abschaffung des 14.
Verfassungszusatzes und die Anerkennung seiner rechtsradikalen Anhänger durch den Senat.

Trump strebt nach extremer Exekutivgewalt, aber im Großen und Ganzen ist seine Agenda direkt mit den Interessen der Tech-Milliardäre verbunden, die Millionen gezahlt haben, um ihn ins Weiße Haus zu bringen. Seit er seine goldene Rolltreppe hinuntergefahren ist, hat Trump eine politische Maschinerie aufgebaut, die sich die Wut derjenigen zunutze macht, die durch die neoliberale Politik deklassiert und verarmt wurden, und die Demokraten als radikale Linke und Unternehmenseliten darstellt. Doch es sind diese Milliardäre, die durch eben diese Politik reich geworden sind, für die Trump nun eine Agenda umsetzt.

Rise of the Tech-Right

Diese entstehende „Broligarchie“ ist gekennzeichnet durch eine anhaltende Hinwendung vieler Tech-Eliten zu autoritären und neoreaktionären Ideen, am stärksten vertreten durch Leute wie Peter Thiel und Curtis Yarvin, die „Demokratie in all ihren Formen“ ablehnen und „eine Art von Staat als Unternehmen“ fordern. Yarvin, der auch unter dem Pseudonym Mencius Moldbug bekannt ist, ist ein Software-Ingenieur, der dazu aufrief, Obdachlose in „Biodiesel“ zu verwandeln, rassistische Pseudowissenschaft propagiert und dafür eintritt, die USA in eine Monarchie umzuwandeln, die natürlich von einem CEO geführt wird. Yarvin wurde von J.D. Vance, einem Schützling Thiels, als einflussreich bezeichnet(?). Elon Musk, der mit Thiel bei PayPal zusammengearbeitet hat und bei einer Feier nach Trumps Amtseinführung vor einer Menge feiernder MAGA-Fans wiederholt den Hitlergruß gezeigt hat, hat ebenfalls eine lange Geschichte der Förderung autoritärer, weißnationalistischer und neofaschistischer Ideale und Bewegungen. Nach dem Kauf von Twitter im Jahr 2022 hat Musk Neonazis und rechtsextreme Influencer wieder auf Twitter willkommen geheißen, den Dienst von antifaschistischen Konten gesäubert, neofaschistische Parteien wie die AfD in Deutschland unterstützt (Musk hat erst kürzlich auf einer AfD-Wahlkampfveranstaltung gesprochen), Gewerkschaften und gewerkschaftliche Organisierung angegriffen und antisemitische und weißnationalistische Verschwörungstheorien unterstützt. Auch Tech-Milliardäre wie Zuckerberg haben in letzter Zeit begonnen, sich rechtsextremen Ideen zuzuwenden. Und der Amazon-Milliardär Jeff Bezos hat sich mit Trump verbündet und unterdrückt gleichzeitig kritische Journalist*innen bei seiner Zeitung Washington Post.
Die Unterstützung von Trump bei den Wahlen 2024 ist jedoch nicht der erste Vorstoß der Tech-Eliten in die rechte Politik. In der kalifornischen Bay Area haben rechte Tech-Kapitalist*innen in letzter Zeit auch dabei geholfen, Kampagnen an der Seite „traditioneller Geschäfts- und Immobilieneliten zu entwickeln und anzuführen, um einige der progressivesten Politiker*innen zu stürzen und progressive Maßnahmen rückgängig zu machen.“ Sie nutzen ein Netzwerk von Schein-Organisationen [AstroTurf-Organisations], Mission Local berichtete:

“Unter den von Milliardär*innen unterstützten Interessengruppen, die in San Francisco wie Pilze aus dem Boden schießen und die progressiven Kräfte für die städtischen Missstände - von drogenverseuchten Straßen bis zum erstarrten Wohnungsbau - anprangern, ragt eine ganz besonders heraus:

Neighbors for a Better San Francisco Advocacy, die im Jahr 2020 gegründete und größtenteils von Immobilien- und Technologieunternehmen finanzierte Gruppe, hat sich in kürzester Zeit zur finanzstärksten Organisation mit den höchsten Ausgaben in der Politik San Franciscos entwickelt.

Sie stellte den Großteil der Ausgaben für die Abberufung der damaligen Bezirksstaatsanwältin Chesa Boudin im Jahr 2022 bereit und war im selben Jahr der größte Geldgeber bei der Abberufung des Schulrats. Wie eine Analyse der Wahlkampfdaten zeigt, haben die Neighbors allein zwischen 2020 und 2024 mehr als jeden zehnten Dollar für politische Kampagnen in San Francisco ausgegeben - mindestens 8,7 Millionen Dollar von insgesamt 80,3 Millionen Dollar.
Die Gruppe ist eine von zwei Immobilienlobbyist*innen gegründete und von republikanischen Großspenden unterstützte gemeinnützige Organisation für soziale Zwecke, sie gibt ihr Geld fast ausschließlich für die Propagierung ihrer Law and Order Haltung aus und unterstützt eine Politik und Kandidat*innen, die gegen Kriminalität vorgehen, weit mehr als die Bereiche Wohnungsbau, Verkehr oder andere politische Themen.

Die Gruppe konzentrierte sich zunächst auf die Wahl von Aufsichtsräten, weitete sich aber schnell aus und verteilte erfolgreich Millionen für die Abberufung der Bezirksstaatsanwältin, die Rückgängigmachung von Reformen der Strafjustiz, die Bekämpfung von Alternativen zur Inhaftierung und die Stärkung der Polizeibehörde.”

In San Francisco haben die Tech-Eliten den Hass auf Obdachlose als Waffe eingesetzt und inszeniert, um Angriffe auf progressive Politiken und gewählte Beamten*innen durchzusetzen, Strafrechtsreformen zurückzudrehen und eine Rückkehr zu „Law and Ordee“ aus der Zeit des War on Drugs zu fördern, was dazu beigetragen hat, die Gentrifizierung und Verdrängung in der Bay Area zu beschleunigen. Diese Umarmung reaktionärer Politik in einer fortschrittlichen Bastion Kaliforniens spiegelt die wachsende Unterstützung vieler Tech-Milliardäre für Trump wider, die zum Teil ideologisch motiviert, aber auf gemeinsame Klasseninteressen ausgerichtet ist. Wie das Green European Journal schrieb:

“Es gibt einige Gründe, warum die Tech-Rechte jetzt politisch aktiver und sichtbarer ist als bei früheren US-Wahlen. Zum einen hat die Gruppe eine politische Führung gefunden, die bereit ist, ihre Prioritäten bei Themen wie KI und Kryptowährungen zu übernehmen (das Parteiprogramm der Republikaner für 2024 enthält Pläne zur Deregulierung beider Branchen)… Der US-Technologiesektor steht in direkterer Konkurrenz zu chinesischen Unternehmen, was dazu beigetragen hat, ein anderes Investitionsumfeld mit höheren Zinssätzen zu schaffen. Dies hat auch dazu geführt, dass sich die Prioritäten geändert haben und Risikokapitalgeber nun mehr Geld in Rüstungsunternehmen wie Anduril, den vom Milliardär und Unternehmer Peter Thiel unterstützten Waffenhersteller, stecken. Regierungsaufträge, vor allem in den Bereichen Verteidigung und Grenzsicherheit, sorgen für einen stabilen Einkommensstrom. In dem Maße, wie sich die Beziehungen des Silicon Valley zur US-Regierung ändern, ändern sich auch die Prioritäten der Investor*innen.”

Der aufstrebende Block der Tech-Oligarchen, die die Regierung Biden als zu sehr der Regulierung und dem Wettbewerb auf dem kapitalistischen Markt verpflichtet ansahen, sehen in Trump ein Instrument, das Regulierungen und Steuern senkt und Tech-Unternehmen mit lukrativen Regierungsverträgen belohnt, zumal Musk die Staatsausgaben kürzen und in Richtung Privatisierung gehen will. Trumps Vorstoß “drill, drill, drill” steht auch im Mittelpunkt ihres Projekts zur Förderung der KI-Infrastruktur, da die KI große Mengen an Energie und Wasser benötigt.

Kurz gesagt, die Technokrat*innen haben Trumps Präsidentschaft gekauft und bezahlt, und sie planen, von allem zu profitieren: von der erweiterten KI-Produktion, von Gesetzen, die ihre Unternehmen begünstigen und sie vor Regulierungen schützen, bis hin zu Masseninhaftierung, Überwachung und Krieg. And baby, business is good.

Trump und die Tech-Rechte

Ein solcher Prozess hat bereits damit begonnen, dass Trump einen 500-Milliarden-Dollar-Deal (hauptsächlich für Datenzentren und Kraftwerke) mit OpenAI angekündigt hat. Dieser Schritt hat auch zu Spannungen innerhalb der Tech-Elite geführt, weil Musk OpenAI mitbegründet, und dessen CEO, Sam Altman, den Erfinder von ChatGPT, beleidigt hat. An der Grenze haben Unternehmen wie Palantir, das “von dem Milliardär Peter Thiel mitgegründet wurde, in den letzten vier Jahren mehr als 1 Milliarde Dollar erhalten” und spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung der ICE [Migrationsbehörde] mit Technologie. Im Pentagon sind “Palantir und Anduril, zwei wichtige Akteure in der Verteidigungstechnologie, in Gesprächen mit SpaceX, OpenAI, Scale AI und Saronic, um ein mächtiges Konsortium zu bilden, das darauf abzielt, die Art und Weise, wie die US-Regierung Militärtechnologie beschafft, neu zu gestalten”, indem es KI-gesteuerte “Verteidigungstechnologien” vorantreibt. Für die Milliardärselite sieht die Zukunft rosig aus, “da Risikokapitalgeber auf erhöhte Bundesausgaben für nationale Sicherheit, Einwanderung und Weltraumforschung setzen.”

Und während die Kriegsschweine sich satt fressen, arbeiten die Social-Media-Konzerne hart daran, die Öffentlichkeit mit Brot und Spielen zu versorgen. Twitter ist (trotz seiner Schwierigkeiten, Geld einzunehmen) nach wie vor eine Plattform für massenhafte rechte Desinformation, während Facebook und Instagram, die Zuckerberg gehören, nach der Amtseinführung von Donald Trump das Fact-Checking zurückgeschraubt und gleichzeitig Beiträge über Abtreibungspillen zensiert haben. Sie haben jahrelang Anarchist*innen und Antifaschist*innen blockiert, pro-palästinensische Inhalte Mundtot gemacht und rechtsextreme Verschwörungstheorien verbreitet.

Es sollte erwähnt werden, dass ein anderer Teil der Trump-Koalition, vertreten durch weiße Nationalist*innen wie Laura Loomer und Neofaschisten wie Steve Bannon, sich öffentlich mit Elon Musk angelegt und die Tech-Elite kleinlaut dafür kritisiert hat, einen “Techno-Feudalismus” schaffen zu wollen. Trotz dieser Angriffe ist klar, dass solches Gebell nicht viel Saft hat, da Musk dazu übergegangen ist, rechtsextreme Kritiker*innen wie Loomer auf Twitter zum Schweigen zu bringen, und sich bereits im Weißen Haus niedergelassen hat (obwohl Susie Wiles ihn vorerst ausgesperrt zu haben scheint). Auch Bannons Worte klingen hohl, da er erklärt hat, er hoffe, Musks enormen Reichtum als Waffe einzusetzen, um Wahlkampagnen für neofaschistische Parteien in ganz Europa zu gewinnen und “die Zone mit Desinformationen zu überfluten” [flood the zone with Desinformation]. Einige Rechtsextreme mögen darüber jammern, dass einige ihrer rassistischen ideologischen Bedenken (wie Musks Unterstützung für H-1B-Visa - die es Tech-Unternehmen ermöglichen, eingewanderte Arbeiter*innen auszubeuten) nicht mit den autoritären Klasseninteressen der Technokraten übereinstimmen, aber letztlich wissen sie, wer ihre Schecks unterschreibt.

Die ideologischen Kräfte, die innerhalb der Tech-Elite im Spiel sind, sind zahlreich, aber es ist wichtig, eine kohärente Kritik an ihnen zu formulieren und zu verstehen, was sie antreibt, und, was noch wichtiger ist, die Geschichte, die sie anderen in elitären Kreisen zu verkaufen versuchen. Wie die Libertären sehen sie den zentralen Widerspruch in der Gesellschaft in den vermeintlichen Beschränkungen, die dem Kapital auferlegt werden, sei es in Form von staatlichen Vorschriften, Steuern oder Forderungen von Arbeitnehmern in Gewerkschaften, bei Streiks oder in sozialen Bewegungen. Anders als Libertäre wollen sie jedoch den Staat nutzen, um den Zugang zum Kapital durch Verträge zu sichern und die repressive Macht des Sicherheitsstaates aktiv auszubauen. Wie die Alt-Right sehen sie dies insgesamt als ein Elitenprojekt, aber während die Alt-Right versuchte, Studierende der oberen Mittelschicht zu erreichen, die eine Karriere bei den Republikanern oder als Autor*in für Tucker Carlson anstreben, möchte die Tech-Right sich als Klasse von den vermeintlichen Fesseln der modernen multikulturellen, demokratischen Gesellschaft “befreien”. Auch wenn sie eine totalitäre Weltanschauung vertreten, lehnen sie den Faschismus als Massenbewegung ab, weil er nicht ausdrücklich prokapitalistisch ist. Wie die weißen Nationalist*innen sehen sie ihr Projekt als eine antiliberale, antidemokratische und anti-egalitäre Bewegung. Doch auch wenn neoreaktionäre Denker wie Yarvin und Nick Land rassistische Pseudowissenschaften vertreten, wollen sie letztlich, dass ihre Diktatur die autoritären Strukturen nachahmt, die bereits in der kapitalistischen Gesellschaft selbst zu finden sind Das Kapital soll in den Händen der Eliten belassen werden damit es nicht für die Nation, geschweige denn für die Menschen - auch die weißen - arbeitet. The future is here, you just weren’t invited.
 

Die neue Umgebung verstehen

Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass Trump während einer massiven Verschiebung des bestehenden wirtschaftlichen und politischen Terrains wieder an die Macht gekommen ist. Wie Jamie Merchant in The Brooklyn Rail dargelegt hat, neigt sich die neoliberale Ordnung ihrem Ende zu. Nach den Umwälzungen von 2020, der globalen Pandemie und dem Putschversuch vom 6. Januar hat Biden in der Hoffnung auf sozialen Frieden Geld in republikanische Bundesstaaten gepumpt und sich mit verschiedenen Handelskriegsinitiativen gegen die wachsende Macht und den Einfluss Chinas gewehrt. Diese Realität geht einher mit einem neuen Drang der Staaten, die Energieproduktion zu steigern, um die künstliche Intelligenz voranzutreiben (trotz der wachsenden Bedrohung durch den Klimawandel), und mit zunehmenden Feindseligkeiten zwischen den USA und den BRICS-Staaten. Vor diesem Hintergrund werfen die Tech-Eliten die alte neoliberale Ordnung aus dem Fenster und schließen sich der globalen extremen Rechten an. Lucky us.

Aber wie wir hier in den USA gesehen haben, ist die Trump-Koalition ein Sammelsurium verschiedener Fraktionen: von christlichen Nationalist*innen, die eine rot-weiß-blaue Theokratie wollen, bis zu Post-Libertären, die von einer Techno-Dystopie träumen. Weiße Nationalisten wie Steven Miller phantasieren von Massenabschiebungen, während sie an der Seite von Oligarchen wie Elon Musk arbeiten, der mehr Einwanderung für die Arbeit in den USA durch H-1B-Visa fordert, während er gleichzeitig Neonazis unterstützt. Trotz dieses ideologischen Sumpfes bleibt klar, dass der zentrale Vorstoß der Trump-Administration darin besteht, die Eliten zu bereichern, indem sie die Steuern für Wohlhabende senkt, Vorschriften aushöhlt und sich massiv lukrative Unternehmensverträge sichert. Irgendjemand wird reich, aber das sind ganz sicher nicht wir.

Diese Realität ist jedoch mit dem eklatanten Widerspruch verbunden, dass Trump sich lange als Populist bezeichnet hat, der die Kosten für alltägliche Dinge wie Lebensmittel, Energie und Miete senken würde. Wie der verstorbene Anarchist David Graeber feststellte, positionierte sich Trump als klassischer Korporatist, der wütende Arbeiter*innen mit der Gutenachtgeschichte addressiert, dass er sich mit ihnen gegen die Finanzeliten vereinigen würde. In Wirklichkeit hat Trump bereits begonnen, seine Behauptungen zurückzunehmen, dass er in der Lage wäre, die Preise zu senken, aber er hat auch versucht, die Vorstellung in den Köpfen der Menschen zu zementieren, dass eine erhöhte Energieproduktion zu niedrigeren Preisen für die Arbeiter*innenklasse führen wird, trotz aller Daten, die das Gegenteil beweisen. In Wirklichkeit dient dieser Vorstoß zur Steigerung der Produktion fossiler Brennstoffe - wie Trump selbst zugibt - lediglich dazu, neue KI-Rechenzentren mit Strom zu versorgen, und er führt bereits jetzt zu einem Anstieg der Stromrechnungen. Einigen Studien zufolge könnten “die Stromrechnungen der Haushalte schon bald um 70 % zunehmen”, weil der Energiebedarf der KI-Rechenzentren stark ansteigt. Ganz zu schweigen davon, dass viele Ökonomen*innen auch davor gewarnt haben, dass Trumps vorgeschlagene Zölle zu einem weiteren Preisanstieg führen könnten, daneben steigen die Kosten für Eier aufgrund des Ausbruchs der Vogelgrippe, und es besteht die Befürchtung einer kommenden Pandemie - und das alles unter der Aufsicht von Gesundheitsminister RFK [einem Coronaleugner].

Es besteht auch die sehr reale Möglichkeit, dass die KI-Blase ganz einfach platzen könnte. Wie Forbes kürzlich feststellte:

Andrei, KI/ML-Experte und Mitbegründer von Technosophics, war in seiner Vorhersage sogar noch viel kühner und stellte fest, dass die KI-Blase kurz vor dem Platzen steht. “Der Zustrom von Geldern, die in die neue KI-Generation gepumpt wurden, ohne dass ein klarer ROI [Rendite] erkennbar war, hat die Erwartungen auf ein unhaltbares Niveau gehoben”, erklärte Andrei.

Er zitierte den amerikanischen Milliardär Tom Siebel, den Gründer und CEO von C3.ai, der mit den Worten das “der Markt die KI überbewertet” sei und dass “es absolut eine Blase gibt”, als ein Beispiel für die Meinung vieler CEOs und Expert*innen im Silicon Valley. Andrei wies auch auf den zunehmenden Widerstand gegen die KI-Generation sowohl in der Fachwelt als auch in der Öffentlichkeit hin, der den Hype noch weiter abschwächen könnte.

“Es gibt eine wachsende Bewegung ganz normaler Menschen aus verschiedenen Berufen, wie Schriftsteller, Künstler, Informatiker, Ingenieure und Philosophen, die eine gemeinsame Basis gegen das Paradigma der Generativen-KI gefunden haben. Dies hat in der breiten Bevölkerung das Bewusstsein für die unlösbaren Probleme geschärft, die diese Technologie aufwirft, und für die Tatsache, dass sie den Menschen von Milliardären und ihren Organisationen aufgezwungen wird”, schloss er.

Abgesehen von den steigenden finanziellen und ökologischen Kosten bedeutet eine beschleunigte KI-Produktion auch, dass Technologien geschaffen werden, die nach dem Eingeständnis ihrer Schöpfer*innen viele Arbeitsplätze automatisieren werden - und zwar nicht nur die der Kopfarbeiter*innen. Viele Fast-Food-Ketten arbeiten bereits daran, ihre Belegschaft durch KI zu ersetzen, von den Drive-In-Fenstern bis zum Betrieb der Restaurants selbst. Diese Realität schafft ein Paradoxon: Trump konnte 2024 nur knapp gewinnen, weil er den wachsenden Unmut gegen den Neoliberalismus als Waffe einsetzte, ein Wirtschaftssystem, das durch die Globalisierung der Unternehmen und einen sinkenden Lebensstandard definiert ist. Aber wie Forbes schrieb: “[A]utomatisierungstechnologie war in den letzten 40 Jahren die Hauptursache für die Einkommensungleichheit in den USA … 50 % bis 70 % der Veränderungen bei den US-Löhnen seit 1980 lassen sich auf Lohnrückgänge bei Arbeiter*innen zurückführen, die durch Automatisierung ersetzt oder degradiert wurden.” Der Vorstoß Trumps, das Wachstum der künstlichen Intelligenz zu fördern, wird diese Realität natürlich nur noch beschleunigen. Kurz gesagt, die Bannon’sche Fantasie von “America First” ist einfach nur Betrug: Nennen wir es beim Namen, neoliberalism coming home to roost.

Den Stecker ziehen

Arme und arbeitende Menschen sind mit einer Vielzahl von Krisen konfrontiert: wachsender Reichtum und soziale Ungleichheit, die zunehmende Bedrohung durch den Klimawandel und die wachsende Macht der autoritären extremen Rechten. Anstatt sich für die Verbesserung der Menschheit einzusetzen und systembedingte Ungleichheiten anzugreifen, sind die Milliardäre stattdessen entsetzt über die wachsende Wut gegen sie und drängen darauf, noch mehr Reichtum und Macht zu zentralisieren und zu kontrollieren; dabei nutzen sie Desinformation, Wahlen und bestehende politische Systeme als Waffen. Das ist der Grund, warum Leute wie Elon Musk es nötig haben, Migrant*innen und Trans-Menschen zu fürchten - weil die Milliardäre uns ablenken wollen, während sie uns ausrauben.

Wir müssen uns der Situation bewusst werden, in der wir uns befinden. Wir sollten uns über die Widersprüche und die Chancen im Klaren sein, die sich daraus für mögliche Organisierung und Intervention ergeben. Wir sollten uns auch darüber im Klaren sein, dass Trump das Leben der armen und arbeitenden Menschen in den USA nicht verbessern wird; er ist keine Lösung für die Probleme, die der jahrzehntelange Neoliberalismus verursacht hat, sondern die Beschleunigung der kapitalistischen Kräfte, die ihn vorangetrieben haben. Darüber hinaus sollten wir uns bemühen, das Gesamtprojekt zu verstehen und den Menschen zu erklären, das Trump und die Tech-Right anstreben: dass der Ausbau der KI-Kapazitäten uns nicht im Geringsten nützen wird. Stattdessen sollten wir auf die dramatischen Kosten durch den Fortbestand des industriellen Kapitalismus und die Bedrohungen hinweisen, die insbesondere die KI darstellt.

Aus vergangenen Kämpfen und sozialen Bewegungen können wir viele Lehren ziehen. Wir täten gut daran, die Interventionen von Gruppen wie Counterforce in der Bay Area gegen die Tech-Industrie in den 2010er Jahren zu studieren, ebenso wie die ökologischen Massenkämpfe in Ländern wie Deutschland gegen den Expansionsdrang von Telsa. Wir können von indigenen Wasserkämpfen, Bewegungen wie Stop Cop City in Atlanta und von den Leuten in den Appalachen lernen, die gegen Pipeline-Projekte kämpfen, wenn wir daran arbeiten, die Expansion von KI-Rechenzentren zu stoppen - Kämpfe, die bereits überall ausbrechen. Streiks von Beschäftigten bei Amazon und Fast-Food-Unternehmen können genutzt werden, um Brücken zu bauen und Kampagnen zu vereinen. Antifaschist*innen können dabei helfen, die Verbindungen zwischen weißen Rassist*innen, dem Staat und der Tech-Right aufzuzeigen. Der Kampf von Abolish ICE und die BDS-Bewegung können uns Werkzeuge an die Hand geben, um uns gegen Tech-Unternehmen zu wehren, die von Krieg, Überwachung, der Militarisierung der Grenzen und Masseninhaftierungen profitieren. Es gibt viel zu tun, aber wir müssen diese Kämpfe miteinander verweben und der breiten Bevölkerung erklären, wie sie alle zusammenhängen.

Und wie bereits erwähnt, sind die Kämpfe lokaler Gemeinschaften gegen KI-Rechenzentren bereits überall in der sozialen Landschaft zu beobachten und werden nur noch zunehmen. Wenn die Menschen nach einer Möglichkeit suchen, sich gegen die Oligarchen und ihre techno-autoritäre Zukunft zu wehren, dann ist das ihre Chance. Das Jahr 2025 wird vielleicht weniger von Zusammenstößen mit Proud Boys geprägt sein, die durch die Straßen marschieren, als eher von lokalen Gemeinschaften, die sich zusammenschließen, um KI-Infrastrukturprojekte zu stoppen.

Die Tech-Right ist geeint, aber weniger durch ihre verstreuten reaktionären Ideologien, sondern mehr durch ihre gemeinsamen Klasseninteressen. Sie wollen, dass wir uns spalten, weil sie denken, dass wir gegenseitig um die Reste kämpfen, die sie uns hinwerfen, oder uns über die neuesten Skandale auf den von ihnen kontrollierten Social-Media-Plattformen streiten. Wir müssen uns auf der Grundlage unserer gemeinsamen Klasseninteressen, über Spaltungen hinweg organisieren - für gemeinsame Ziele und Kämpfe. Wir wollen ein Zuhause für alle. Wir wollen einen lebenswerten Planeten für unsere Kinder. Wir wollen die Kontrolle über unsere Arbeit. Wir wollen die Systeme abschaffen, die uns zerstören.

In den 1990er Jahren trugen Anarchist*innen, Gewerkschaften, Anti-Sweatshop-Aktivist*innen und Umweltgruppen dazu bei, Tausende von Menschen zu militanten Protesten gegen die Globalisierung der Unternehmen zu mobilisieren, und das alles unter einem demokratischen Präsidenten. Mit Hilfe dezentraler Netzwerke, unabhängiger Medien und Freundesgruppen trugen sie dazu bei, eine wachsende Bewegung zu schaffen, die auf antikapitalistischen Analysen und direkten Aktionen beruht. Wir haben es schon einmal geschafft, wir können es wieder schaffen.

Die Oligarchen wollen einen König. Geben wir ihnen stattdessen einen Bauernaufstand.
 

Original: https://itsgoingdown.org/good-night-tech-right-pull-the-plug-on-ai-fascism/