Tagebau Hambach: RWE-Räumungsdrohung im „Sündenwäldchen“

20 Oktober 2025 – Von Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk (quelle)
Die Spannung steigt im Manheimer Erbwald, einem alten Teil des Hambacher Waldes, der „Sündenwäldchen“ genannt wird. Da es seit Wochen ein Betretungs- und Aufenthaltsverbot gibt und nun mit der polizeilichen Räumung gerechnet werden muss, fanden dort erneut verschiedene Proteste und direkte Aktionen statt.
Mit einem Brunch feierte am Sonntag 05.10. die aus Lützerath bekannte Mahnwache, dass nach langem Kampf vor 7 Jahren ein Rodungsstopp für den „Hambi“ und ein Ausstieg aus der Braunkohleverbrennung durchgesetzt werden konnte. Mit Livemusk, Kuchenbuffet und herzhaftem Essen feierten Dutzende den andauernden Widerstand für globale Klimagerechtigkeit (siehe Bericht). Während die Waldbesetzer*innen sich auf einen stürmischen Herbst vorbereiten, werden sie weiterhin von zahlreichen Menschen solidarisch untersützt.
Denn ab dem 20.10. droht die polizeiliche Räumung der seit einem Jahr bestehenden Waldbesetzung bei Kerpen-Manheim (alt). Wie bei den massiven Rodungsarbeiten Ende Januar 2025 werden dafür wohl wieder hunderte Sicherheitsleute als Werkschutz zur Absicherung der Baumfällung angekarrt. Die Räumung der zahlreichen Baumhäuser werden sie jedoch den Spezialkräften der Polizei überlassen müssen.
Nachdem am Dienstag 14.10. einige Sicherheitsleute mit Polizeibegleitung vergeblich versucht hatten, einige der Barrikaden rund um das besetzte „Sündenwäldchen“ zu räumen, rückte am Tag darauf gleich ein Großaufgebot mit 15 Polizeiwagen an. Es habe sich jedoch nur um eine „Begehung“ der Baumhaus-Siedlung am Rand der RWE-Kohlegrube gehandelt. Spezialkräfte der BFE-Einheiten wollten sich für die geplante Räumung wohl vor Ort erstmal ein Lagebild verschaffen, wozu auch eine Überwachungsdrohne im Einsatz war. Nach etwa 1,5 Stunden zogen die Beamt*innen allerdings erstmal wieder ab, doch die Bedrohung durch bewaffnete Polizeieinsätze zur Durchsetzung des aktuellen Aufenthaltsverbotes in diesem ehemaligen Teil des Hambacher Waldes bleibt.
Am Sonntag 19.10. fand dann eine Protestversammlung mit über Hundert Teilnehmer*innen an der Mahnwache in der nahegelegenen Esperantostraße statt. Es gab Reden zum Erhalt der umliegenden Wälder und Gewässer, sowie des „Trittstein-Biotops“ im „Naturpark Rheinland“ unweit der Tagebaukante. Auf einer Wiese vor dem von RWE errichteten Erdwall zur Begrenzung des Werkgeländes fand eine Pflanzaktion zur Wiederaufforstung eines „Zukunftswaldes“ statt. Sicherheitsleute und Polizei hielten sich diesmal noch beobachtend zurück und so konnten viele Aktivist*innen problemlos über Felder und Wiesen bis zur Brache an der Rodungsfläche zum „Sündenwäldchen“ laufen.











Außerdem wurde auf der Wiese vom „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) am Rand der Kohlegrube nahe der alten A4-Trasse ein gelbes X als Widerstandssymbol neu aufgestellt. Dort finde in den nächsten Wochen auch eine weitere Mahnwache statt, an der neben einem Wohnwagen auch ein Gemeinschaftszelt errichtet wurde. Dadurch gibt es aktuell zwei legal angemeldete Anlaufpunkte rund um die Waldbesetzung im „Sündi“. Denn die Waldbesetzer*innen und die beiden Mahnwachen brauchen zur Zeit jede Unterstützung, um den Widerstand gegen den fossilen Klimakiller RWE und sein Prestigeprojekt eines Freizeitparks am Tagebau-Restsee weiterzuführen.

Creative Commons: BY-NC (ASN Köln, asnkoeln.wordpress.com)
Mehr Infos:
„Tagebau Hambach: Solidarität mit den Waldbesetzungen“
https://asnkoeln.wordpress.com/2025/09/21/tagebau-hambach-solidaritat-mit-den-waldbesetzungen/






