angst.jpg
g71.jpg
rheinmetall-entwaffnen.jpg
räte01.jpg
siko2.jpg
pag4.jpg
previous arrow
next arrow

Über die Notwendigkeit des Kampfes um Wohnraum in der Stadt und auf dem Land!

Die Parole „Die Häuser denen, die drin wohnen!“ hatte Hochkonjunktur in den Häuserkämpfen Anfang der 70er Jahre in der BRD und West-Berlin. Im Mai 1981 gab es in Berlin 162 besetzte Häuser.

Neben den großen Besetzungswellen in den Metropolen spielte gerade auch die Aneignung und Selbstorganisation von Freiräumen – etwa autonomer Jugendzentren – in kleineren Orten eine wichtige Rolle.70er ton steine scherben

Überall an diesen Orten kamen Menschen zusammen, organisierten sich, entflohen der Vereinzelung und versuchten sich an neuen Sozial- und Lebenskonzepten. Dies hatte einen erheblichen Einfluss auf die Alternativszene und das Wiederaufleben der unterschiedlichsten sozialen Bewegungen. Von der Anti-Atom-Bewegung über Frauenbewegung, Internationalismus und vieles mehr.

Auch heute brauchen wir Orte, wo wir zusammenkommen, uns treffen, diskutieren oder gemeinsam neue Projekte planen und zusammenleben können. Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, Lieferkettenengpässe haben zusätzlich den Kampf um finanzierbare nachhaltige lebendige und selbstbestimmte Wohnräume verschärft.

Hausbesetzungen sind heute in der BRD kaum noch möglich. In vielen Städten greift die Gentrifizierung – werden Stadtviertel umstrukturiert um den urbanen Raum einer Wirtschaftsweise zuzuführen, die in Waren und Warenproduktion denkt und danach handelt. Dieses Denken und Handeln hat gravierende Auswirkungen. Auswirkungen auf bezahlbaren Wohnraum, auf Bodenpreise, Baugrund, Bauen und selbstbestimmte gemeinschaftliche Wohnformen. Am markantesten aber zeigt sich dieser Fokus an den Bodenpreisen. Baugrund und das Bauen haben sich in den letzten Jahrzehnten unter anderem so verteuert, weil Boden als ,Ware wie jede andere‘ angesehen und wie eine solche behandelt wird. Gerade auch wegen steigender Bodenpreise können Menschen am Ende durch Selbstbau proportional weniger einsparen als früher.

Kein Wunder, dass deshalb Projektinitiativen, wie z.B. das Mietshäuser Syndikat Zulauf haben und sich immer mehr Wohngenossenschaften gründen. Ein wichtiges Anliegen ist es den Boden und Wohnraum dem Markt zu entziehen und die Eigentumsverhältnisse so zu ändern, dass die Macht des Eigentums und des Kapitals langfristig neutralisiert wird. Das Mietshäuser Syndikat unterstüzt diesen Prozess mit einer trickreichen Rechtskonstruktion, die verhindert das Häuser oder Grundstücke dem Immobilienmarkt wieder zugeführt werden können.

Ein wichtiger Aspekt in der Vorbereitung für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt ist das Sammeln von Direktkrediten, um möglichst unabhängig vom Markt und von institutionellen Kapitalgeber*innen zu sein. Denn Kredite bei Banken müssen zurückgezahlt und den Banken muss eine Gewinnspanne gezahlt werden. Daher kam schon früh die Idee auf,

den Weg zwischen den eigentlichen Geldgeber*innen – Menschen wie Du und ich – und den Hausprojekten als Kreditnehmer*innen abzukürzen: Getreu dem Motto „lieber 1.000 Freunde im Rücken als eine Bank im Nacken“ leihen sympathisierende Privatpersonen oder Gruppen den Haus-GmbHs direkt Geld, ohne den Umweg über eine Bank, und wissen damit auch, wofür es eingesetzt wird. Diese Art der solidarischen Finanzierung nennt sich daher auch Direktkredit.

Ob es gelingt Wohnen und Bauen als Commons und Commoning statt als Dienstleistung oder gutgemeinte Gemeinschaftsaktion umzusetzen hängt von vielen Faktoren ab. Deshalb ist die Qualität des Commoning entscheidend. Commoning braucht Gemeinschaft, aber Gemeinschaften sind oft Zweckgemeinschaften und diese führen nicht automatisch zum Commoning – so wie kollektives Eigentum nicht Garant dafür ist, dass Land oder Wohnraum dem Markt entzogen wird. Commoning fasst die Beziehungs- und (Re-)Produktionsweisen zusammen, die uns helfen, unsere Welt als Gemeinsames zu verstehen und zu gestalten.