"DISRUPTION" Zeitung gegen die ökologische Zerstörung und die Verhältnisse, die sie bedingen
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Aus dem Editorial:
Die Kämpfe gegen die umfassende Zerstörung der Welt durch eine energie- und rohstofffressende industrielle Produktion und eine "imperiale Lebensweise" vieler Menschen im globalen Norden, welche die ökoligschen Folgen feines desaströsen Konsums in den globalen Süden auslagern, werden schon seit vielen Jahren geführt, überall auf der Welt. In den letzten Jahren hatten sie durch die massiv beschleunigende Erderwärmung und die damit verbundenen sichtbaren Folgen auch in Europa an Breite gewonnen. Den meisten Menschen hier ist inzwischen klar, dass wir auf einen Abgrund zu rasen und immer mehr Menschen organisieren sich dagegen und leisten Widerstand. Massenmobilisierungen gegen Kohlekraftwerke, Waldbesetzungen gegen Waldrodung und Kohleabbau, Organisierungen gegen Autobahnwahnsinn und der Kampf um Lützerath haben breite Aufmerksamkeit in den Medien bekommen. Aber die Bewegung steckt nach der Räumung von Lützerath in einer Sackgasse. Es wurde immer deutlciher, dass Massenmobilisierungen alleine nicht ausreichen, um einen grundelegenden Wandel herbeizuführen und so macht sich an vielen Stellen Desorientierung, Frustration und Rückzug breit.
Düstere Zeiten, aber überall vernehmen wir auch Stimmen, die über neue Ansätze nachdenken, wie das ewige Wachstum von Zerstörung, Profit, Krieg, Ausbeutung und Vernichtung der Lebensgrundlagen nachhaltig beendet werden kann.
Für diese Broschüre haben wir Beiträge von unterschiedlichen Gruppen gesammelt, um einige der aktuellen Fragen und Themen einem möglichst großen Kreis zugänglich zu machen. Ein roter Faden, der sich durch alle Beiträge zieht ist die Einsicht, dass es notwenidg ist die weltweiten Kämpfe gegen die Zerstörung der Ökosysteme zu verbinden, sich aufeinander zu beziehen und voneinander zu lernen. Für uns erscheint dabei eine grundsätzliche veränderte Perpsektive auf alle Fragen von Ökonomie und Gesellschaft zentral: Eine Perspektive die es uns ermöglicht, die konstruierte Gegenüberstellung von Mensch und Natur aufzulösen und menschliches Leben wieder bewusst in diejenigen "planetarischen Zusammenhänge" einzufügen, in die es tatsächlich stets eingebunden ist. Untertitel und Rückseite dieser Zeitschrift sind Ausdruck dieser Suche nach einer veränderten Perspektive. Als ersten Schritt braucht es eine starke und raikale Ökologiebewegung gegen die fortschreitende Zerstürung der Welt. Ob und wie sich im Zuge dieser Kämpfe eine ganz andere Sichtweise, eine das durch die Industrialisierung entstandene verdinglichte Naturverhältnis überwindende Sichtweise auf die Welt entwickeln wird, wird sich zeigen. Im günstigsten Fall bräuchte es dann keine Ökologiebewegung mehr.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, für den nur wenig Zeit bleibt. Eine von Herrschaft und Unterdrückung befreite Welt kann es nur geben, wenn wir Menschen auf diesem Planeten als Teil seines Ökosystems leben, ohne dieses und damit letztlich uns selbst zu zerstören. Insofern sind alle Kämpfe um Befreiung auch mit dieses Frage untrennbar verbunden. Dass wir als erstes gegen die ökologischen und sozialen Verheerungen der reichsten Menschen, der größten globalen Konzerne und der wirtschaftlich stärksten Länder vorgehen müssen, liegt auf der Hand. Das spiegelt sich auch in den Artikeln in dieser Broschüre wieder. Was in dieser Broschüre leider noch eine große Leerstelle bildet, ist eine Auseinandersetzung mit der Frage, in welcher Form jahrhundertelange patriarchale Unterdrückung nicht nur ein wesentlicher Teil der golaben Ökonomie und der Zurichtung der Menschen geworden ist, sondern auch Teil unserer eigenen Sicht auf eine Welt, in der am Ende alles in private Besitztümer und Waren verwandelt wurde.
Was ihr in dieser Broschüre findet, ist - neben einem schönen Foto von Chavis Marmols Kunstaktion, die eine gelungene Synthese von indigener Kultur und moderner Technologie in Gestalt eines neun Tonnen schweren Olmekenkopfes und eines Tesla 3 darstellt - ein Artikel aus Venezuela, der die Sicht auf die Klimakämpfe in Europa beschreibt. Es gibt außerdem einen Beitrag, der die Bedeutung des Themas Wasser in den Kämpfen gegen Klima- und Naturzerstörung beleuchtet, ein Interview mit Aktivist*innen zu Perspektiven der Organisierung und eine Analyse der veränderten sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen der aktuellen Kämpfe. Auch haben wir für euch einen Beitrag zum Thema Chipproduktion und einen Beitrag zum Thema Repression. In den Auseinandersetzungen mit der Repression entwicklen sich gerade Überlegungen, wie aktivistische Gruppen ihre Praxis in Zukunft verändern können, um nicht von Polizeiknüppeln und in Knastzellen zermürbt zu werden. Die Kriminalisierung der Klimagerechtigkeitsbewegung wird momentan deutlich verschärft und es trifft zuerst diejenigen, die mit ihren Aktionen öffnetlich und sichtbar auftreten. Aber auch gegen die Freund*iinen der Nacht laufen bereits seit längerem umfangreiche Ermittlungen, was spätestens mit dem Brandanschlag auf den Tesla-Strommast bei Grünheide im März sichtbar geworden ist. Wir werden in der nächsten Zeit viel Kraft und Zeit für die Unterstützung der Betroffenen brauchen!
Wir hoffen, dass diese Broschüre zu weiteren Diskussionen anregt und motiviert, gemeinsam mit Freund*innen Neues auszuprobieren, dabei Spaß zu haben und Wut in kreativen Widerstand zu verwandeln!